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Theaterhaus Stuttgart

Im Jahr 1995 haben sich die Macher des Theaterhauses, das bis dahin in Stuttgart – Wangen seine Heimat hatte, entschieden, neue Wege zu beschreiten. Die denkmalgeschützte Rheinstahlhalle auf der Stuttgarter Prag wurde als passendes Objekt ausgemacht.

In vielen intensiven Planungsschritten wurde über mehrere Jahre das nun realisierte Konzept entwickelt, das neben den vier Spielstätten auch Raum für eine Sporthalle, die Heimat für Musik der Jahrhunderte, Büros für die Theaterhausverwaltung und Jugendverbände, Proberäume und ein Restaurant bietet.

Die ursprünglich erwartete Zuschauerzahl wird mit jährlich 300.000 Besuchern um das doppelte übertroffen.

Zentrales Ziel dieses Projekts war es, optimale Räume für Künstler zu schaffen. Neben energetischen und ökologischen Gesichtspunkten sollte jegliche Beeinträchtigung der Künstler und der Besucher durch Geräusche und Zugerscheinungen aufgrund haustechnischer Anlagen vermieden werden.

Angesichts des engen Budgets und den durch den Denkmalschutz mit bestimmten Randbedingungen entstand die Idee des natürlich gelüfteten Theaters.

In dem langen Entwicklungsprozess des Projekts musste dieser Ansatz aufgrund neuer Erkenntnisse und geänderter Randbedingungen angepasst und modifiziert werden, aber blieb in seinen zentralen Komponenten bestehen.

 

Nutzfläche
12 200m²

Bruttorauminhalt
56 500m²

Entwurf
1995 - 1997

Planung
1997 - 2001

Fertigstellung
2003

Leistungsphasen
1-8

mit
plus+ bauplanung GmbH, Neckartenzlingen

Foto und Video
Dietmar Strauß
brueders + Max Isele

Schematische Darstellung des Lüftungskonzeptes

Die Frischluft strömt unter dem Gebäude in Kanälen zu den einzelnen Hallen. Die Kanäle sind nicht gedämmt zum angrenzenden Erdreich. Wie in einem traditionellen Keller wirkt dies aus­gleichend auf die Temperatur der Zuluft, im Sommer wird sie vorgekühlt, im Winter vorgewärmt. Die Luft quillt mit geringer Geschwindigkeit in die Hallen ein, sammelt sich am Boden und steigt dann - sobald sie sich erwärmt - langsam in die Höhe.

Unter dem Hallendach strömt sie über Kanäle in den hoch aufragenden Abluftkamin nach außen. Ange­trieben wird dies durch den thermischen Auftrieb, die Temperaturdifferenz zwischen innen und außen.

Im Winter wird ein Teil der in der Abluft enthaltenen Wärme zurückgewonnen und zur Erwärmung der Zuluft genutzt. Bei Wetterlagen, in denen dieser natürliche Antrieb zu geringe Luftmengen fördert, wird mit Ventilatoren unterstützt, wobei diese Venti­latoren von den geringen Strömungswiderständen profitieren und lediglich Energie für den Transport der Luft eingesetzt werden muss.

Auf mechanische Kühlung wurde bewusst in Abstimmung mit dem Bauherr aus energetischen Gründen verzichtet. Ziel ist eine gute Luftqualität zu gewährleisten - ein Gleiten der Raumtemperaturen in einem gewissen Bereich wird akzeptiert.

So konnten Einsparpotentiale im Energieverbrauch im Vergleich zu konventionellen Lösungen realisiert werden:

 

Energiebedarf zur Luftförderung: Reduzierung um 90%

Heizenergiebedarf: Reduzierung um 20%

Kühlenergiebedarf: Reduzierung um 100%